Diagnose Burnout - und der innere Widerstand dagegen
- anikakaun
- 6. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Die dunkle Jahreszeit ist sehr förderlich für Depressionen und Burnout-Erkrankungen. Und die Zahlen sind alarmierend. Laut Statistischem Bundesamt haben im Jahr 2023 rund 37 Prozent der deutschen Bevölkerung Symptome eines Burnouts aufgewiesen. Diese Zahl ist nicht nur eine Statistik - sie spiegelt die psychische Erschöpfung wider, die viele von uns in unserer schnelllebigen und leistungsorientierten Gesellschaft empfinden.

Wie ist es, die Diagnose Burnout zu erhalten?
Natürlich kann ich hier nur meinen Weg beschreiben, aber von vielen anderen Betroffenen weiß ich, dass es Ihnen ähnlich ergangen ist.
Als meine Hausärztin mir damals sagte: „Sie haben ein Burnout“, war das für mich erst einmal ein Schlag vor den Kopf. Ich wollte es auf keinen Fall glauben und auch nicht wahrhaben. Schließlich passte das nicht zu meinem Selbstbild als starke Frau.
Meine erste Krankschreibung für 2 Wochen sah ich dann auch als das Heilmittel an. Ein bisschen Ruhe und dann wird alles wieder gut, dachte ich. Die Realität war natürlich eine andere.
Die zweite Krankschreibung folgte - und auch da war ich immer noch der festen Überzeugung, dass weitere 3 Wochen ausreichen würden, um wieder fit zu werden.
Die Zeit verging und ich fühlte mich nicht besser. Ich war wie gelähmt, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Gleichzeitig hatte ich ein unwahrscheinlich schlechtes Gewissen, weil ich wusste, wie viel Arbeit liegen blieb oder auf andere Kollegen/innen übertragen wurde. Das Postfach, das ich zu öffnen versuchte, wurde zum Symbol meiner Ohnmacht. Jeder Blick darauf verursachte mir Magenkrämpfe und verstärkte meine innere Leere. Und doch wollte ich mir nicht eingestehen, wie es wirklich um mich stand. Burnout passte einfach nicht zu mir.
Akzeptanz & Zeit sind die Schlüssel

Hier beginnt der Weg der Akzeptanz. Meine Schwester, die mir öfter den Kopf wusch, "verbot" mir, mein Postfach zu öffnen oder überhaupt irgendwas mit Arbeit zu tun hatte, überhaupt nur in Erwägung zu ziehen. Es fiel mir schwer, diesem Rat zu folgen, aber ich wusste, dass ich mir eingestehen musste: Ich war nicht in der Lage, meine Arbeit auch nur ansatzweise zu bewältigen oder meine Kollegen zu entlasten. Es war an der Zeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen, und dass meine Genesung einfach Zeit braucht.
Hilfe im Ernstfall – die 116117
Der Schritt zur professionellen Unterstützung war entscheidend. Ich begann meinen Marathon, indem ich sehr viele Psychologen anrief. Die Frustration über die vielen Anrufbeantworter oder gar keine Antwort auf Anfragen zu erhalten, war sehr ernüchternd und hat viel Kraft gekostet. Der Tipp eines Psychologen, beim ärztlichen Notdienst anzurufen, war für mich Gold wert. Dank der Terminservicestelle bekam ich schnell einen ersten Termin.
Doch als mir die Psychologin mitteilte, dass ich mit 6-9 Monaten Therapie rechnen müsse, war ich erschüttert. Ein so langer Weg zur Heilung? Der Gedanke schien überwältigend und war doch der Schlüssel zu Akzeptanz und innerer Ruhe. Ich brauchte Zeit - Zeit zu heilen.
Alle, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, möchte ich ermutigen: Akzeptiert die Diagnose und nehmt euch Zeit für eure Genesung. Holt euch professionelle Hilfe, auch wenn es schwerfällt. Der ärztliche Notdienst ist vielleicht zumindest ein guter Anfang. Euer Wohlbefinden ist das Wichtigste. Lernt, eure Grenzen zu erkennen und herauszufinden, was ihr braucht, um gesund und zufrieden leben und arbeiten zu können. Die Diagnose Burnout bedeutet u.a., sich selbst und damit seine Gesundheit in den Mittelpunkt zu stellen und sich Zeit für sich zu nehmen - ohne schlechtes Gewissen!
Ausblick
In meinem nächsten Beitrag werde ich meine Geschichte fortsetzen und hoffentlich wertvolle Tipps und mehr Verständnis für alle Betroffenen und dessen Umfeld
mit euch teilen. Denn der Weg zur Genesung ist nicht nur ein persönlicher Kampf - es ist ein gemeinschaftlicher Prozess, den wir gemeinsam gehen können. Lasst uns gemeinsam die Dunkelheit überwinden und euren Leuchtturm finden.
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